Ich schaue auf 25 Jahre ehrenamtliches Engagement. Abgesehen davon, dass alles stressiger ist und man weniger Zeit hat, finde ich, ist die Arbeit auch beschissener geworden.
Jüngste Posse, von der ich akut betroffen bin: für ein Großlager machen wir seit eh und je den Supermarkt quasi selbst, Popup Supermarkt für 10 Tage halt.
Da wollen wir jetzt testweise nächstes Jahr ein eigenes Kassensystem ausrollen, weil 95% der Transaktionen eh über unser eigenes Guthabensystem laufen. Jo, und dann: TSE-Module, Bonpflicht, wasweißichnichtalles.
Da brech’ ich ab: irgendwelche Banken cumexen Milliarden und werden dabei vom Bundeskanzler gedeckt. Währenddessen kann ich nicht 10 Tage Brot und Reis an meine Vereinsmitglieder verkaufen ohne 8000 Maßnahmen gegen Steuerbetrug umzusetzen. Läuft, da macht Ehrenamt Bock 👍.
Wieviel Zeit und Fleiß von den Ehrenamtlichen da verbrannt wird, um Bullshit zu machen, statt geile inhaltliche Arbeit. Und der Bullshit macht halt auch keinen Spaß. Wenn man dann merkt, dass man das Ehrenamt ja gar nicht machen muss: dann gibt es halt weniger Ehrenamtliche.
Und ich meine, abgesehen von diesem TSE-Scheiß, fallen mir da spontan noch mindestens 5 weitere Auflagen ein, die es früher™ halt einfach nicht gab, die unglaublich viel Kräfte und Arbeit binden und keinen Spaß machen.
/ Rant over
Ja, die Bürokratie ist echt schlimm geworden und kann einem so richtig gründlich den Spaß an der Sache verderben, weil man vor lauter Bürokratie in der gleichen Zeit immer weniger für die Sache tun kann. Und das ist nicht nur bei Dingen, die Geld betreffen, so.
Bin seit über 25 Jahren in einer freiwilligen Feuerwehr aktiv, und was da bürokratiemäßig inzwischen abgeht, ist echt erschreckend. Wenn das so weitergeht, verwalten wir uns in absehbarer Zeit in die Handlungsunfähigkeit. (Bzw. wenn Deine Bude brennt, kommt dann, nach fristgerechter Antragsstellung, ein Bürokrat und dokumentiert mit Formularen aus Löschpapier in 3-facher Ausfertigung das Feuer aus)
Dinge, die noch vor 15-20 Jahren kein Schwein interessiert haben, müssen umfassend erfasst und dokumentiert werden, nur um hinterher auch wieder kein Schwein (außer den Sesselfurzern in den Behörden, die die Dokumentationspflicht durchsetzen) zu interessieren. Inzwischen wurden Teile der Bürokratie digitalisiert, so dass das wahre Ausmaß nicht mehr so offensichtlich sichtbar ist, denn vorher konnte man das sehr deutlich daran sehen, wieviel Platz im Aktenschrank jedes einzelne Jahr beansprucht hat. Das hat sich (bis zur Digitalisierung, die das Problem aber nicht behoben, sondern nur ein Stück weit versteckt hat) seit den 1990ern gut verdreifacht. Inzwischen wird für jedes auch noch so triviale Stück Ausrüstung mindestens jährlich eine (natürlich dokumentationspflichtige) oft nichttriviale Prüfung fällig, die sich teilweise nicht mal ohne teure Spezialausrüstung durchführen lässt. Hauptsache, Leute haben Zeit damit verbracht und Papier (oder Datenbanken) mit Scheiße gefüllt, die irgendein Sesselfurzer dann hinterher dafür benutzen kann, um ihnen einen Strick daraus zu drehen.
Wie? Du hast nach 9 Stunden Arbeiten keine Zeit und Energie mehr? Na dann arbeite 10 Stunden! 11! 12!
Mache ich schon, ist Scheiße.
Alternative Überschrift:
Berufstätige haben keine Kraft mehr für Ehrenamt, aber es gibt mehr Rentner als früher.Alternative Überschrift: Die Wenigen, die noch übrig sind, hängen sich bis zur Selbstaufgabe rein, weil sie nicht wollen, dass es komplett den Bach runtergeht.
Wenn ich so meine aktivsten Kameradys ansehe, dann viele Studentys und Früh-Rentnys darunter.
Das Allerletzte was ich machen will nach einem Arbeitstag ist noch mehr arbeiten. Wenn ich nicht als Single neben ner 40-Stundenwoche noch nen Haushalt schmeißen müsste wär vielleicht mehr drin.






