Weniger Geld bei gleichem Arbeitsaufwand - das droht ab November vielen freiberuflichen Hebammen. Die GRN-Kliniken im Rhein-Neckar-Kreis schlagen Alarm. […] Auslöser dafür ist der neue Hebammenhilfevertrag, der ab November bundesweit in Kraft tritt. Das hat eine Schiedstelle auf Vorschlag des Spitzenverbandes der Gesetzlichen Krankenkassen im April entschieden. […] Der Hebammenhilfevertrag regelt unter anderem, wie viel Geld freiberufliche Hebammen mit den Krankenkassen abrechnen dürfen. Hauptkritikpunkt ist eine Regelung, die vor allem freiberufliche Hebammen betrifft, die ebenfalls in den Kliniken arbeiten - sogenannte Beleghebammen.

Konkret geht es darum, wie viel Geld sie bekommen, wenn sie mehrere werdende Mütter gleichzeitig betreuen. Für eine Betreuung gibt es den vollen Satz, für die zweite und dritte gleichzeitig betreute schwangere Frau soll es nur noch 70 Prozent geben. Ab der vierten soll es gar keine Vergütung mehr geben. So soll die eins-zu-eins-Betreuung gestärkt werden, laut Kritikern gehe das an der Arbeitsrealität vieler Beleghebammen vorbei.

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    8 days ago

    Ganz einfach!

    Wir sind zu Gast in der Runde einer Krankenhausleitung und haben ein Problem: Zu wenige Hebammen versorgen zu viele Mütter.

    Wir Normalsterblichen würden jetzt natürlich annehmen, dass die beste Lösung ist, mehr Hebammen einzustellen. “Stopp!”, ruft die Person aus der Finanzabteilung: “Dafür ist kein Geld da”! “Wie sorgen wir also dafür, dass die Betreuung zumindest auf dem Papier besser aussieht?”, fragt die Geschäftsleitung vom anderen Ende des Tisches. “Wir begrenzen die Vergütung auf maximal drei betreute Mütter”, wirft die Rechtsabteilung ein. Wir Normalsterblichen sind natürlich entsetzt, denn am Grundproblem hat sich nichts geändert, es gibt nach wie vor zu wenige Hebammen für zu viele Mütter. “Aber wer betreut dann die restlichen Mütter?”, rufst du verzweifelt in die Runde. “Dieselben Hebammen, wie zuvor”, entgegnet die Geschäftsführung trocken. “Die, die nicht mehr dafür bezahlt werden?”, fragst du entgeistert. “Genau die”. “Und warum sollten sie das tun?”, entgegnest du verwirrt. “Weil die Mütter und Kinder sonst möglicherweise sterben”, antwortet die Rechtsabteilung. “Sie spielen also die moralische Integrität der Hebammen gegen ihr finanzielles Eigeninteresse aus”? Die Runde antwortet unisono mit einem knappen “Ja”.

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      8 days ago

      Wieder ein Paradebeispiel, dass sowohl die Union(wegen “christlich” und Familie und so) und die Sozen sich einfach einen Scheiß für mehr als ihre eigene Tasche interessieren. Familie beginnt mit der Geburt. Würde man Familie wirklich fördern wolle sähe das anders aus (Ja mir ist der institutionelle Frauenhass / die Ignoranz von Frauen allgemein in diesen Parteien bewusst)