• philpo@feddit.org
    link
    fedilink
    arrow-up
    11
    ·
    5 days ago

    Ist so. Ich hab beruflich seit Jahren viel mit den Cops zu tun und gebe gelegentlich (früher regelmäßig) Fortbildungen für angehende Polizisten und später für Einsatzleitungen. Und ich hab den/die eine oder andere Beamtin/Beamten im Freundes- und Bekanntenkreis.

    Es gibt unbestritten einen großen Teil an faulen,braunen,Äpfeln. Die sind aber blöderweise laut, nach außen,aber eben noch viel mehr nach innen, bilden ihre eigenen Machtzirkel und sind damit auch organisatorisch ein riesen Problem. (Ich kenne Dienstgruppenleiter die an sowas persönlich komplett kaputt gegangen sind&bei denen das leider letztes WE beinahe ein ganz schlimmes Ende nahm)

    Und es gibt weitaus größeren Teil an Beamtinnen und Beamten denen ist der ganze Mist egal. Die wollen eigentlich nur ihren Job machen. Den machen die eigentlich auch ganz gern, aber vor allem wollen sie vom System Polizei genauso wie vom System “faule Äpfel” ihre Ruhe haben - denn beide können auch nach innen ganz schöne Arschlöcher sein. Also halten sie ihren Mund, gehen raus,wenn der Kollege wieder von den bösen Ausländern redet, treten eher der GdP als der Ostermannfront bei,etc. Machen aber eben auch nix gegen diese faulen Äpfel, erstatten keine Meldung,etc. Sind die damit auch Teil des Problems? Fuck ja. Aber eben auf einer anderen Ebene. Die sind genauso das Problem wie es ein Großteil der Bevölkerung ist.

    Und dann gibt es einen durchaus noch relevanten Teil derjenigen die Cops die wirklich was ändern wollen. Die sich mittlerweile auch immer mehr vernetzen (sei es im Bund der deutschen Kriminalbeamten, in Vereinen wie Polizei Grün, etc.) Die ihren Mund aufmachen. Ich behaupte ich bin ne relativ linke Socke - einige der Cops die ich kenne sind deutlich linker. Die haben es aber halt wahnsinnig schwer. Denn: Von innen kriegen sie von den faulen Äpfeln massiv Gegenwind, von außen werden sie aber mit genau denen vergemeinschaftet. Das macht halt leidrr auch was mit Leuten.

    Dabei brauchen wir genau das Gegenteil: Zuspruch von außen für diese Leute. Unterstützung wo es nur geht. Stattdessen kommen halt selbst innerhalb der Grünen gegenüber PolizeiGrün die dummen Losungen,etc. Das dann viele eben keinen Bock mehr haben sich noch für was einzusetzen ist auch verständlich.

    Am Ende kann nur der Druck durch die Zivilgesellschaft die Polizei als System retten. Indem man eben die reformatorischen Kräfte unterstützt, durchgehende politische Bildungsprogramme fordert (geht bei der BW ja auch&wirkt), den “Bürger in Uniform” auch dorthin ausweitet.

    Stattdessen schreit keiner auf,wenn Sö, ähhh der fränkische Foodblogger, mal eben in Sachen Polizeibeamte komplett den Boden der Verfassung verlässt dieser Tage.

    • Isa@feddit.org
      link
      fedilink
      arrow-up
      6
      arrow-down
      1
      ·
      edit-2
      5 days ago

      Foodbloggertechnisch hab ich nichts mitgekriegt, aber bei ner Videoaufzeichnung einer Demo in, ich glaub es war, Gießen gegen die Neugründung der Nazischlumpfjugend, hat es mir echt unerwartet arg den Boden unter den Füßen weg gezogen. Demonstrant*innen singend auf ner Straße mit Transparent vorne unter einer Brücke halten plötzlich an und stoppen das Singen, weil eine, Pardon, Horde armierter "Polizist*innen brüllend auf sie zustürmt und teilweise mit Anlauf, aus dem Sprung heraus,mit Schwung und über Kopf ihre Knüppel auf die Schädel/Körper der Demonstrierenden nieder schmettern. Die Demonstrant*innen waren weiterhin friedlich, als die Beamt*innen auf sie einschlugen.

      Da frag ich mich dann leider ernsthaft wie jede und jeder Polizist*in dort rechtfertigt, nicht vom Remonstrationsrecht wenigsten Gebrauch gemacht zu haben. Und das schien eine ganze Staffel gewesen zu sein. Wie gesagt: Ich versuche nicht zu verallgemeinern, aber selbst ich kann nicht verhindern, das Bild nun vor Augen zu haben, wann immer ich nun mit Polizeibeamt*innen zu tun habe. ich versuche den guten (Polizei Grün ist mir etwa ein Begriff) schon Zuspruch zu erteilen, aber das zunehmend negative Bild der Polizei in der breiten Gesellschaft ist — leider — auch schon ein Gutteil einfach selbst verschuldet. 🙁

      • philpo@feddit.org
        link
        fedilink
        arrow-up
        4
        ·
        5 days ago

        Der Foodblogger hat dieser Tage gepostet,dass das Leben eines Polizisten immer mehr wert sei als eines Verbrechers. … Was halt nicht ganz mit dem GG vereinbar ist.

        Zum Rest: Das ist ganz einfach: Es gibt gerade bei der BePo einfach ne Menge Leute die genau darauf Bock haben. So richtig. Das liegt einerseits daran,dass da viele junge Cops da in ihre erste Verwendung kommen und der eine oder andere im Leben nicht so wirklich gefestigt ist (&in der Ausbildung das Feindbild vieler Ausbilder leider auch klar ist) und natürlich auch da schon genug faule Äpfel dabei sind die wegen sowas auch zur Polizei wollten. Aber auch daran,wer da Führungskraft ist. Denn sind wir ehrlich: Wenn du da Polizeiführer bist dann entweder weil du das willst (wollen tatsächlich einige), meinst da Karriere machen zu können (die du mit “härte” ja eher machst bei der derzeitigen Landespolitik) oder weil du dahin abgeschoben wurdest. Und genau diese Menschen bewerten dann aber all jene die da “weg” wollen. Und dann laufen auf einmal ganz viele mit. Denn anders bleibst du in vielen Bundesländern halt länger bei den geschlossenen Einheiten und bist der absolute Arsch für alles. Da laufen dann viele aus der Mitläufergruppe halt “mit”… Es isz zum kotzen, aber leider Fakt,v.a. Sachsen, Bayern und Hessen sind genau dafür berühmt. Ne Bekannte war 2 Jahre länger in einem geschlossenen Verband als ihre Kollegen weil sie da nicht ausreichend “mit” ist. Und hatte in der Zeit vielleicht 8 Wochenenden frei. (Ist aber schon ein wenig her…deren erster Einsatz war noch am Schlossplatz)

        Wobei man auch sagen muss, so bitter das ist: Meine ersten Demos sind jetzt 25 Jahre her. Und… Das in Gießen war was Polizeibrutalität angeht noch ein vergleichbar niedriges Level(3-4/10). Schlossplatz, Räumungen in Berlin, Goetheplatz München, gibt viele schlimme Bilder. Da stand ich (als wirklich grundgehend friedlicher) Demonstrant schon selber in anderen Sachen, hab anderes mitgekriegt. Was nicht heißt,dass das okay war. Genau im Gegenteil, es zeigt eher wie beschissen dae System ist.

        Das System muss dringend reformiert werden.

        • Isa@feddit.org
          link
          fedilink
          arrow-up
          1
          ·
          5 days ago

          Das mit den geschlossenen Verbänden und der Arschfüralleskonsequenz war mir nicht so klar danke für die Info. (Wobei ich da dennoch lieber Arsch für alles wäre und mich anständig verhielte, als ein charakterlicher Arsch, Pardon, zu werden.)

          Und ja, das System gehört dringend geändert.

          Momentan kommt mir das, auch mit deinen ergänzenden Beschreibungen dazu, eher wie das vor, was Saruman im Herrn der Ringe mit den Sheriffs im Auenland gemacht hat. (Im Buch beschrieben, als die Hobbits nach der Zerstörung des einen Rings zurückkehrten. Keine Ahnung ob der Sachverhalt in den Filmen so auch vorkam.)

          • philpo@feddit.org
            link
            fedilink
            arrow-up
            3
            ·
            edit-2
            4 days ago

            Kurz zur Erklärung,da anderswo auch schon die Nachfrage kam: In vielen Bundesländern wird im Rahmen der Bereitschaftspolizei (aber außerhalb der Einsatzeinheiten) ausgebildet, in fast allen kommst du danach so oder so mit hoher Wahrscheinlichkeit in eine Einsatzeinheit der BePo.

            …ob man will oder nicht.

            … Und das ist der beschissenste Job den du bei den Cops haben kannst.

            … Kaum ein Wochenende frei, quasi ständig von zuhause weg, geschlafen wird sonstwo (von Sporthallen, Kasernen über Hostels im 12er Zimmer), Verpflegung ist oft “Zufall”, von verschimmelten Sandwiches des günstigsten Anbieters bis zu ohne Kühlkette von “zuhause” mitgenommener Verpflegung ist viel dabei, die Einsatzzeiten liegen oft bei 13-15 Stunden am Tag, die Ausrüstung ist schwer, die Vorgesetzten schwierig, selbst an Dingen wie medizinischer Versorgung oder Toiletten fehlt es. (Kein Scheiss, hab schon ne Beamtin als Patientin gehabt die ein toxisches Schocksyndrom deawegen entwickelt hatte)

            … Und wenn du im falschen Bundesland bist darfst du das für die Hälfte vom Geld für ein anderes Bundesland tun das sich seine eigenen Einheiten lieber wegspart.

            … Und eigentlich sind die Beamtinnen und Beamten im kompletten Einsatzspektrum der, pardon, Depp vom Dienst. Fussballspiel, Abschiebungen, Demos, Castor, sonstige Veranstaltungen. Alles Aktionen wo du kaum Fans findest und alles Sachen die weit weg von dem sind warum viele Polizist geworden sind.

            … Besonders geil: Und während dieser Zeit sind die Leute von besagten Vorgesetzten abhängig die oft in Gutherrenart oder Clique über deine weitere Karriere entscheiden, tlw. hat das sogar auf den Einsatzort nach der BePo Einfluss(der lebende Alptraum vieler bayerischer Beamter: Anstatt auf ein Land-PP nach München geschickt zu werden). Und falls man sich verletzt/krank wird, ist man fett am Arsch,denn: Die sind alle noch Beamte auf Probe am Anfang. Zack und raus.

            Entschuldigt das so ein Vorgehen? Wie gesagt, nein. Aber es macht es rational fassbarer hoffe ich.

            Ist halt einer der ganz großen Punkte die man in dem System verbessern muss&über die keiner redet.